Fachbereich Heilpädagogik

Griechisch: pais – Kind / agogos – Leiter, Führer, Begleiter

Heilpädagogik ist Theorie und Praxis der Erziehung unter erschwerten personalen und sozialen Entwicklungsbedingungen. Staatlich geprüfte Fachkräfte aus den Bereichen Heil- und Sozialpädagogik begleiten und fördern die Persönlichkeitsentwicklung von Kindern mit Entwicklungsgefährdungen/-störungen oder Behinderungen. Sie unterstützen und stärken die elterlichen Kompetenzen  und familiären Resourcen im Hinblick auf die besonderen Bedürfnisse des Kindes und seine Integration/Inklusion in die Gesellschaft.

Förderansätze und Konzepte können sein…

Kindorientierte Ansätze

Heilpädagogische Spieltherapie

Heilpädagogische Spieltherapie umfasst die Schnittstelle von pädagogischer Intervention und therapeutischem Agieren. Grundlage ist die Nutzung des freien Spiels als kindliche Kommunikationsstruktur. Die Kinder werden angeregt, ihre inneren Themen wie Ängste, Unsicherheiten, besondere Ereignisse aus dem Leben durch die Nutzung verschiedener Spielmaterialien wie Handpuppen, Konstruktionsmaterial oder Kreativmaterial aktiv zu bearbeiten.

Heilpädagogische Übungsbehandlung (nach Clara Maria von Oy und Alexander Sagi)

Ziel der heilpädagogischen Übungsbehandlung ist es, auf der Basis einer tragfähigen Beziehung das Kind über eine sehr strukturierte Vorgehensweise zu unterstützen, damit es sich im Spiel neue Kenntnisse, Fähigkeiten und sinnvolle Verhaltensweisen aneignen kann. „Die heilpädagogische Übungsbehandlung ist grundsätzlich auf die Gesamtförderung, d.h. auf die Förderung der emotionalen, sensorischen, motorischen, sozialen und kognitiven Fähigkeiten ausgerichtet“ (Oy/Sagi 1997, S. 67).

Marte Meo

Die Methode Marte Meo wurde in den 80ger Jahren von der Niederländerin Maria Aarts entwickelt.

Der Begriff bedeutet übersetzt: „etwas aus eigener Kraft“ erreichen.

In der Anwendung dieser Methode werden mit der Kamera Alltagssituationen gefilmt. Die Filmausschnitte werden nach entwicklungsfördernde Situationen ausgewertet und als Grundlage für die weitere Unterstützung verwendet. Die Kinder können dann gezielt in ihren sozialen, emotionalen und kommunikativen Fähigkeiten unterstützt und gefördert werden.

Kunsttherapeutische Methoden

In der Kunsttherapie wird hauptsächlich mit Medien der bildenden Kunst gearbeitet. Dazu zählen malerische oder zeichnerische Medien, plastisch- skulpturale Gestaltungen oder auch fotografische Medien. Durch sie können Kinder unter therapeutischer Begleitung innere und äußere Bilder ausdrücken, ihre kreativen Fähigkeiten entwickeln, ihre sinnliche und emotionale Wahrnehmung ausbilden, ebenso wie ihre Symbolisierungs-, Ausdrucks- und Reflexionsfähigkeit.

Psychomotorische Angebote

Psychomotorik ist die Bezeichnung für ein pädagogisch-therapeutisches Konzept, das von sich wechselweise beeinflussenden psychischen und motorischen Prozessen ausgeht. In einer Kleingruppe erleben die Kinder Ich-, Sozial- und (Bewegungs-) Materialerfahrungen. Durch die Auseinandersetzung mit sich und den anderen im Motorikraum können sie ihre neuen Erfahrungen in ihr Selbstkonzept integrieren.

Unterstützte Kommunikation

Unterstützte Kommunikation dient der Erweiterung der kommunikativen Fähigkeiten und Möglichkeiten, wenn der Einsatz der Lautsprache (noch) nicht ausreichend möglich ist. Hierzu werden beispielsweise Bildsymbole, Fotokarten, elektronische Medien oder Gebärden benutzt, die allgemeinverständlich sind.

Basale Aktivierung

„Basale Stimulation“ nach Andreas Fröhlich bedeutet das Aktivieren der Wahrnehmungsbereiche sowie das Anregen einfacher Körper- und Bewegungserfahrungen. Sie geht von einem ganzheitlichen Ansatz aus, ist entwicklungsorientiert und fördert Ressourcen ohne das Kind zu überfordern.

Gestalttherapeutische Ansätze

Die Gestalttherapie und –beratung geht auf die Gestaltpsychologie nach F. Perls zurück und hat sich über H. Petzold und die Theorien von N. Luhmann zur Systemischen Gestaltarbeit entwickelt.

Gestaltarbeit ist eine unterstützende Möglichkeit, mit Fragen, Konflikten und Störungen umzugehen und sie zu klären. In der heilpädagogischen Arbeit kann dieser Ansatz zur Stärkung der Persönlichkeitsentwicklung und Konfliktbewältigung sowohl bei Kindern als auch in der Elternarbeit eingesetzt werden.

Sie wird von drei Grundüberzeugungen geleitet:
Probleme kommen aus einem vielfältigen Lebenshintergrund zum Vorschein. Ihre Bearbeitung dient der weiteren Entwicklung. Dabei nimmt die Gestaltarbeit Bezug auf die bisherigen Lebenserfahrungen.

Therapeutisches Puppenspiel

Therapeutisches Puppenspiel ist aus dem Psychodrama nach A. Moreno erwachsen.

Es stellt in der Heilpädagogik eine Möglichkeit dar, innere Spannungen, Ängste und Konflikte zu bearbeiten.

Das Spiel mit Puppen ermöglicht Kindern, sich in ihrer „Bildersprache“ auszudrücken und Lösungen zu finden.

Hypnotherapie für Kinder

Die Hypnotherapie beinhaltet eine lösungsorientierte Beratung, die Wünsche, Ideen und Visionen mit Hilfe von Bildern, Geschichten und  Tiersymbolen umsetzt. Mit der Methode der Entspannung nach Milton Erickson wird schrittweise eine Lösungsstrategie konstruiert, die Stärken des Kindes hervorhebt und nutzbringend einsetzt.

Therapeutisches Zaubern

Therapeutisches Zaubern ist eine Verbindung von Hypnotherapie  und Zauberkunststücken. Mit dem Einsetzen von Zauberkunststücken wird der unkomplizierte Umgang mit scheinbaren Schwächen, Ängsten und Frustrationen erleichtert. Sie wirken durch Metaphern und Symbole, um die eigenen Ressourcen zu erkennen und sie im täglichen Leben einzubringen.

Training: Ich schaff’s für Kinder

Das „ich schaff’s“ Programm hilft Kindern, Fähigkeiten zu erlernen, Probleme zu bewältigen und schwieriges Verhalten zu ändern.

Es macht Spaß und fördert das Selbstvertrauen. Eltern suchen gemeinsam mit ihren Kindern die zu erlernende Fähigkeit aus. Sie helfen den Kindern dabei, den Nutzen des Lernens zu erkennen.

Elternorientierte Ansätze

Elterntraining : Ich schaff’s nach Ben Furman

Dies ist eine anwendungsbezogene  Methode für lösungsfokusierte Erziehung.

Sie zeigt  Eltern auf, wie sie ihre Kinder bei den unterschiedlichsten Problemlösungen unterstützen können.

In einem Kurs von 5x 2 Stunden üben Eltern im Kontakt mit anderen Eltern das Loben, um Kinder in ihrer positiven Entwicklung zu fördern, mit unerwünschtem  Verhalten von Kindern lösungsorientiert

umzugehen, die Kooperation zwischen den Erziehenden zu stärken. Sie  lernen neue kreative Möglichkeiten, Kindern bei der Lösung ihrer Probleme zu helfen und Verantwortung für ihr Tun zu übernehmen.

Systemische Beratung

Diese Methode hat sich aus der systemischen Familientherapie entwickelt. Theoretischer Hintergrund sind u.a. die Systemtheorie, Kommunikationstheorie sowie die Erkenntnisse und Methoden verschiedener familientherapeutischer Schulen.

Die Haltung systemisch Beratender ist geprägt von Akzeptanz, Einfühlungsvermögen, Unvoreingenommenheit und Wertschätzung. Ausgehend von der Annahme, dass jeder Mensch eigene Lösungen entwickeln kann, arbeiten sie mit den vorhandenen Ressourcen und Kompetenzen des Ratsuchenden. Systemische Beratung orientiert sich am Anliegen und an den Wünschen der Familie. Im Dialog werden Bedingungen gesucht, unter denen die Familie ihre Ressourcen aktivieren kann, um möglichst eigenverantwortlich und selbstorganisiert zu seinen individuellen Lösungen und Zielen zu gelangen.

Das bieten wir:

Heilpädagogische Arbeit unterstützt die Entwicklung des Kindes, indem sie vorhandene Kompetenzen stärkt, Freude, Ausdruckskraft und Kompensation im spielerischen Tun eröffnet und dem Kind neue Lernerfahrungen ermöglicht. Durch Verbesserung der kindlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten verhelfen sie ihm zu autonomem, selbstverantwortlichen Handeln mit dem Ziel der uneingeschränkten Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.(Integration/Inklusion) Regelmäßige anleitende, beratende und begleitende Gespräche mit den Eltern gehören ebenso dazu wie der Austausch mit den Mitarbeitern von Kindertageseinrichtungen u. ä.

Zielbereiche der Heilpädagogik sind

  • Wahrnehmen und Handeln (Handlungsplanung, Feinmotorik)Sinnesfunktionen (Sehen, Hören)
  • Kommunikation und Sprache (Sprachverstehen, -anbahnung, Verständigung)
  • Aufmerksamkeit, Konzentration und Kognition
  • Selbständigkeit und Alltagskompetenzen
  • Sozialverhalten und Selbstregulation
  • Identitäts- und Persönlichkeitsentwicklung